Professor Salters Büro

James nickte immer wieder, wenn Professor Salter etwas sagte, was er schon wußte oder ihn dazu ansprach. Bei den letzten Dingen gab es zumindest nichts Neues für ihn. Das Dominique ähnliche Fragen hatte, wie er und die Zwillinge, fand James geradezu genial. So konnten sie alle doch noch eine Weile hier bleiben und auch er würde noch Fragen stellen können. Doch die Fragen, die James stellen würde, wären schon etwas präziser. Zuerst überließ er es aber den anderen, ihre Fragen zu stellen. Denn, wie er soeben bemerkte, schienen sie wirklich nicht viel über diese Geschehnisse zu wissen.

Da Teddy Lupin, der Patensohn seines Vaters war und regelmäßig bei ihnen wohnte, wenn er nicht bei seiner Großmutter war, wusste James auch alles, was es über Teddys Eltern zu erzählen gab. Dazu gehörten auch die Geschichten über Fenrir und somit auch das, was Bill Weasley widerfahren war.

Das Essen würde also doch noch ein wenig warten müssen. Lorcan war angenehm überrascht, dass Dominique nicht nur wegen ihren Fragen zum Unterricht gekommen war. Anscheined interessierte die Vergangenheit nicht nur die drei Jungen. Lorcan hörte mitfühlend von Professor Longbottom und seinen Eltern. Das musste wirklich hart sein. Er wollte sich lieber nicht vorstellen, wie es wäre, wenn seine Eltern durch einen Cruciatus so schwer verletzt werden würden.

Er nickte, als die Professorin von Remus Lupin sprach, den sie aus den Erzählungen von Ted als dessen Vater kannte und Ted als Patenkind von James' Vater. Lysander und er hatten in ihrer Familie hingegen nicht viele Angehörige, welche unter Voldemorts Herrschaft und den Todessern wirklich gelitten hatten. Ihre Mutter war eine Zeitlang von ihnen gefangen gehalten worden, aber sie erzählte wenig davon und schien keine ernsthaften Schäden dadurch genommen zu haben. Ihr Großvater hatte Lorcan erzählt, dass sie das von ihrer Mutter (also Lorcans Großmutter) haben musste, die wohl sehr unter dem Regime des Dunklen Lords gelitten hatte und ihre Familie...Menschen die Lorcan nicht einmal mehr mit Namen benennen konnte. Der Junge schwieg und hing seinen Gedanken nach.

Chantal fuhr fort: "Und da wir gerade von den Unverzeihlichen Flüchen reden, auch der dritte Fluch, der Imperius-Fluch, ist nicht zu unterschätzen. Auch dieser hat in beiden Kriegen eine ganze Menge Unheil angerichtet. Menschen, die dem Imperius-Fluch unterstehen, sind sozusagen fremdgesteuert. Sie tun alles, was derjenige, der sie unter diesen Fluch gesetzt hat, ihnen befielt. Die schlimmsten Dinge, bis hin zum Mord. Und das Tückischste, hinterher ist es sehr schwierig, nachzuweisen, ob eine Person eine Handlung unter dem Imperius-Fluch begangen hat oder nicht. Nach dem ersten Krieg blieben viele Todesser auf freiem Fuß, weil sie bei den Gerichtsverhandlungen angegeben hatten, unter dem Imperius-Fluch gestanden zu haben. Und im zweiten Krieg ist fast das halbe Ministerium unter den Imperius-Fluch gesetzt worden, und ich bin mir sicher, dass es auch dabei Personen gegeben hat, die es nur vorgegeben haben. Bei mir wurde es übrigens auch schon versucht. Nur Pech, dass ich schon sehr früh gelernt habe, dem Imperius-Fluch zu widerstehen. So konnten die Schweine zumindest mich nicht zu ihrer Marionette machen. " Chantals Gesichtsausdruck war ausgesprochen grimmig geworden.

Lorcan horchte auf, nicht nur wegen der recht expliziten Wortwahl ihrer Professorin, sondern wegen ihrer Erzählung über den Imperius-Fluch. "Jemand hat versucht, Sie unter einen Imperio zu bringen?", wollte Lorcan mit großen Augen wissen. Das klang nach einer aufregenden Geschichte. "Wer? Und wie konnten Sie dem Fluch widerstehen?" Erst im letzten Moment fiel ihm ein, dass er hier mit einer Professorin redete und nicht mit seinem Großvater, der ihm eine spannende Geschichte erzählte. "Bitte, erzählen Sie davon, Professor. Das finde ich sehr interessant."

Lysander hatte genauso gespannt wie sein Bruder zugehört. "Ich habe von dem Imperius-Fluch gehört", sagte er. "Und auch davon, dass es sehr schwer sein soll, dagegen anzukämpfen. Werden Sie uns beibringen, wie das geht?" Gespannt sah der Junge seine Lehrerin an.

Chantals Gesicht war noch immer grimmig, als sie an die Vorgänge während des zweiten Krieges und die Besetzung des Ministeriums dachte. "Ihr müsst euch die damalige Situation vorstellen", erzählte sie. "Scrimgeour war getötet worden. Voldemorts Leute saßen schon eine ganze Weile im Ministerium, teilweise in einflussreichen Positionen. Weil gewisse Leute zu lange ihren Kopf in den Sand steckten, fiel das nicht auf. Und nach dem Tod von Scrimgeour wurde Thicknesse, eine Imperius-Marionette, Zaubereiminister. Und immer mehr wichtige Posten wurden von Todessern belegt, oder von Leuten, die mit den Reinblüter-Ideologien sympathisierten. Und wer nicht so spurte, wie die neuen Herren es wollten, wurde entweder nach Askaban verfrachtet, oder man versuchte, sie ebenfalls zu Marionetten zu machen. Allerdings, ich hatte frühzeitig gelernt, dem Fluch zu widerstehen. Es ist nicht leicht, aber wenn ihr wollt, kann ich euch beibringen, wie es geht. Allerdings, ich sage euch von vorne herein, ich werde dieses Training nur mit denjenigen machen, die es lernen wollen. Das war ein Fehler gewesen von diesem Crouch jr.,daraus eine Veranstaltung für alle zu machen, und so war es auch kein Wunder, dass nur sehr wenige es geschafft haben, dem Fluch widerstehen zu lernen. Daran hätte ich eigentlich merken müssen, dass es in dem Jahr nicht Al war, der unterrichtet hat, denn Al hätte gewusst, dass nicht so sehr die magische Kraft dafür entscheidend ist, sondern schlicht und einfach Willenskraft. Aber leider bin ich in dem Jahr genauso blind gewesen wie alle anderen." Ihr Gesichtsausdruck war inzwischen noch grimmiger geworden. "Ich nehme an, ihr habt von der Geschichte gehört, wie sich hier nach Hogwarts ein Todesser eingeschlichen hatte und ein ganzes Schuljahr unterrichtet hat, während der wirkliche Leher in einem Koffer eingepfercht war, und niemand hat davon etwas gemerkt. Wie gesagt, nicht einmal Professor Dumbledore fiel etwas auf, oder mir, und wir waren beide alte Freunde von Al Moody."

Die Geschichte mit Al Moody kannte Dominique schon. Sie wusste nur nicht mehr woher. Aber den Vorschlag von Professor Salter mit dem Imperius-Fluch, den würde sie nicht ausschlagen.
,, Ich wäre auch daran interessiert zu lernen, wie man sich gegen diesen Fluch zur Wehr setzt.´´, sagte sie deswegen. Man musste die Gelegenheit ja beim Schpfe packen, wenn sie einmal da war.
Vieles was damals im Ministerium geschehen war, wusste sie schon, dank eifriger Lektüre in den Geschichtsbüchern. Nicht dass sie den Geschichtsunterricht in Hogwarts sehr gemocht hätte, doch privat liebte sie es in den alten Büchern die Vergangenheit zu durchforsten.
,, Ich hoffe, sie werden aber nicht so wie Crouch jr. die Spinnen als Vorführungsobjekte nutzen. Ich mag es nicht, wenn Tiere unnötig gequält und getötet werden, auch nicht, wenn es nur Spinnen sind.´´, meinte Dominique leicht moquiert. Ihr Hang zur Selbstaufspielung war mal wieder mit ihr durchgegangen.

Was für eine Spinne?, dachte Lorcan irritiert. Hatte er irgendetwas verpasst? Er sah fragend zu Lysander, ohne eine gesprochene Antwort seines Zwillingsbruders zu erwarten. Sie verstanden sich auch ohne Worte und auf ein fragenden Blick gab es auch einen antwortenden Blick unter Brüdern. Ohnehin würde eine laut ausgesprochene Frage nur vom eigentlichen Thema ablenken. "Ich würde das auch gerne lernen", meinte Lorcan enthusiastisch. Er war oft und schnell begeistert von einer Sache, aber ob er wirklich gut genug wäre, einem Imperio zu widerstehen wäre fraglich. Andererseits sollte man seine Fähigkeiten auch nicht unterschätzen. Vermutlich würde er nur ein wenig länger brauchen als viele andere, aber das hieß nicht, dass er es nicht lernen könnte.

Nun nickte James ebenfalls begeistert. Er wollte natürlich ebenfalls gerne lernen, wie das ging, selbst wenn sie es vermutlich nie benötigen würden. „Hey, das hat Nev- ich meine Professor Longbottom uns mal erzählt, wie sie damals die drei Verbotenen Flüche behandelt haben. Dieser falsch Moody hat eine Spinne unter dem Imperius durch das Zimmer gescheucht und sie dann zuletzt mit dem Todesfluch getötet.“

Er schaute die Professorin fest an. „Und sie würde uns darin wirklich unterrichten? Ich meine, außerhalb vom Unterricht? Oder gibt es eine Sonderstunde?“ James sprühte nur so vor Begeisterung. Dafür würde er fast das Quidditch-Training sausen lassen – fast – OK; das wohl eher nicht, aber irgendwas anderes eben.

Chantal sah lächelnd die vier Schüler an, die neugierig und erwartungsvoll dreinblickten. "Ich schätze mal, da diese Geschichte bekannt ist, kann ich mir die Vorführung mit den Spinnen wohl schenken", erwiderte sie. "Obwohl ich dazu sagen muss, hätte wirklich Al diese Stunde gegeben, dann wäre diese Demonstration den Schülern genausowenig erspart geblieben, als wie bei Crouch jr. Takt und Feingefühl waren nie Als Stärke, und er war in seinen Methoden auch nicht gerade zimperlich.Allerdings zum Wohl seiner Schüler, er war ein verdammt guter Ausbilder. Sollte jedoch unter Ihnen jemand sein, der die Aurorenlaufbahn einschlagen will, dann sage ich euch direkt, dann werdet ihr nicht nur einer solchen Demonstration zusehen müssen, ihr würdet dann auch lernen müssen, die Flüche anzuwenden. Wir haben das tatsächlich an Spinnen geübt. Allerdings ist die Anwendung der Flüche im Ernstfall dem Gewissen des einzelnen überlassen." Chantal sah ihre Schüler an und überlegte. "In der übernächsten Stunde werde ich die Unverzeihlichen mit euch besprechen", sagte sie dann. "Und, da ich das Imperius-Training nicht als Pflicht, sondern als freiwillige Übung anbieten möchte, würde ich vorschlagen, dass wir uns dann nach eurer letzten Unterrichtsstunde wieder in meinem Klassenzimmer treffen. Was haltet ihr davon?"

Das klang nach einer zusätzlichen Unterrichtsstunde, aber irgendwie war es eine geheime zusätzliche Unterrichtsstunde oder jedenfalls eine nur für eine kleine Anzahl von Leuten. Da hing in Lorcans Augen irgendwie ein Hauch des Abenteuerlichen daran und somit war er gehörig aufgeregt, als würde er einen geheimen Zauber lernen können - und in gewisser Weise war es auch so etwas. Nicht jeder konnte einem Imperio widerstehen. Das würde sicher aufregend werden und vielleicht sogar lustig, wenn es nicht gleich funktionieren würde. Dass es vermutlich verboten war, Schüler mit dem Imperio zu belegen (egal ob zu Übungszwecken oder nicht), kam ihm dabei nicht in den Sinn. "Mir passt das ausgezeichnet", erklärte er voller Vorfreude.

Auch Lysander fand die Aussicht darauf spannend. "Ich werde auch dabei sein", sagte er. "Das interessiert mich sehr, auch wenn ich es vielleicht nicht schaffe, dem Fluch zu widerstehen. Wie es aussieht, ist jetzt aber tatsächlich Zeit zum Abendessen. Wir wollen Sie daher auch nicht länger stören. Komm, Lorcan, lass uns zum Abendessen gehen. Und vielen Dank, Professor Salter, dass Sie uns so viel erzählt haben." Er öffnete die Tür und ging in Richtung Große Halle zum Abendessen.

tbc: Große Halle

Dominique sah auf, als die beiden Geschwister aufbrachen. Sie hatte durch die ganzen Erzählungen völlig die Zeit vergessen. Schnell sprang sie auf.
,, Auch ich muss mich verabschieden.´´, sie wollte noch ihre Bücher ablegen, bevor sie zum Abendessen ging. Doch sie musste sich eingestehen, dass dieser Besuch bei Professor Salter recht erfolgreich war. We wurde heut zu Tage als Schüler noch die Abwehr eines Imperius-Fluches gelehrt?
Dominique stand auf und verlies wie vorher Lysander das Büro.

tbc: Ravenclawgemeinschaftsraum

Zufrieden über den Privatunterricht nickte James über den Terminvorschlag. Er konnte es kaum erwarten so etwas zu machen. Natürlich hatte er in seiner Schulzeit schon so einiges angestellt. Die Karte der Rumtreiber und der Tarnumhang, die sich James hin und wieder bei seinem Vater ‚auslieh‘ waren dabei ungemein nützlich, doch so etwas wie Dumbledores Armee oder den Duellierclub, von denen sein Vater erzählt hatte, das hatte er noch nicht erlebt. Dieses Angebot schien James wenigstens ein wenig an die DA und Duelle heranzureichen.

Als die anderen den Raum verließen schloss sich James rasch an. „Schönen Abend noch, Professor und Danke nochmals, dass sie sich die Zeit genommen haben“, verabschiedete er sich höflich.

Nach: Große Halle +(Lorcan)

ooc: Ich erlaube mir mal Lorcan mitzunehmen, damit wir die vor zwei Tagen geplante Zeitumstellung, dann doch nochmal durchführen können.

(OOC: Dann werde ich mich jetzt auch zu diesem neuen Termin hinposten)

Chantal hatte an diesem Tag vor, mit ihren Siebtklässlern einen Test zu schreiben. Davor hatte sie eine Freistunde. Sie ging also in die Große Halle zum Frühstück.Anschließend ging sie in ihren Klassenraum.

tbc: Klassenzimmer für Verteidigung gegen die dunklen Künste

cf: Hogsmeade, die Drei Besen:

Chantal war froh, aus den Augen dieser lästigen Reporterin zu sein. Diese Frau hatte mit ihren Artikeln und Büchern schon so einiges angerichtet.

Im Schloss war es noch ziemlich ruhig, als sie nach Hogwarts zurückkam, denn es war erst Nachmittag, und viele Schüler waren noch in Hogsmeade. Um so besser. Als Chantal ihr Büro betrat, kam ihr Sandie bereits entgegen und strich ihr schnurrend um die Beine. Chantal streichelte die Katze eine Weile, dann begab sie sich zu ihrem Schreibtisch und begann die Klassenarbeiten der Drittklässler zu korrigieren.

Von: Korridore und Treppenhäuser +[Myrte]

Vor der Tür zu Professor Salters Büro hielt Minerva kurz inne und schaute das Mädchen an ihrer Hand an. Doch sie war real und kein Geist mehr. Unter der Tür schien ein wenig Licht hervor, das Minerva hoffen ließ, dass Chantal noch arbeitete. Minerva klopfte an und trat in das Büro.

„Guten Abend, Chantal“ grüßte sie und der Tonfall verriet, dass der Abend wohl nicht so gut war, wie die Worte vermuten ließen. „Wir haben ein Problem“ erklärte Minerva und schob das Mädchen vor sich so hin, dass Professor Salter sie bestens sehen konnte.

Chantal hatte während des Nachmittags die Klassenarbeiten korrigiert. Dann hatte sie den Brief an ihre Tochter geschrieben und Lucidor damit nach Frankreich geschickt. Später ging sie zum Abendessen in die Große Halle hinunter. Am Lehrertisch erzählte sie dann teils amüsiert, teils verärgert, einigen Lehrern von dem Auftauchen Rita Kimmkorns in den Drei Besen und davon, wie sie und Minerva versucht hatten, die Klatschreporterin auf die Schippe zu nehmen. "Vermutlich wird im nächsten Tagespropheten stehen, die Lehrer von Hogwarts würden gerne einen über den Durst trinken und dann einen Haufen Märchen erzählen", sagte sie ironisch. "Also bitte nicht wundern, wenn demnächst solcher Mist im Tagespropheten steht." Ein paar der Lehrer lachten.

Später am abend machte Chantal es sich in ihrem Büro mit einem Buch bequem. Sie pflegte oft noch bis spät in der Nacht zu lesen. Sandie hatte ihr Futter bekommen und lag schlafend in ihrem Katzenkorb. Gerade als sie überlegte, ob sie zu Bett gehen sollte, schließlich war am nächsten Tag Unterricht, und sie hatte mit den Zweitklässlern eine Arbeit zu schreiben, klopfte es an ihre Tür. Chantal wunderte sich. wer wollte so spät noch zu ihr? Die Schüler hatten um diese Uhrzeit im Bett zu sein, schließlich begann in Hogwarts der Tag früh. Auf ihr "herein" trat Professor McGonagall ein. Sie schob ein Mädchen vor sich her und sagte etwas von einem Problem. Das Mädchen war eine Ravenclaw, wie sie sehen konnte, Viert- oder Fünftklässlerin. "Ein Problem?" fragte Chantal zurück. "Hat sie was angestellt?"

Dann sah Chantal sich das Mädchen an und wusste sie im ersten Moment nicht einzuordnen. Komisch, sie kannte doch alle ihre Schüler. Spielte ihr neuerdings ihr Gedächtnis Streiche? Sie war doch nicht etwa im Begriff, vergesslich zu werden? Noch einmal sah sie genauer hin, und ihr fiel ein Erlebnis ein, das síe als Erstklässlerin gehabt hatte. Sie hatte damals eine Toilette aufgesucht, und dort war ein Geist aufgetaucht. Ein ziemlich nerviger Geist, eine richtige Heulsuse. Das Mädchen, das Professor McGonagall bei sich hatte, sah diesem Geist, der sich Myrte nannte, sehr ähnlich und trug genau so eine Brille. Aber wie sollte das möglich sein? Das Mädchen war eindeutig kein Geist, sondern ein lebender Mensch.

Verwirrt sah Chantal die Schulleiterin an. "Ich verstehe das nicht", sagte sie. "Ich muss gestehen, ich erkenne diese Schülerin nicht, und dabei kenne ich sonst alle Schüler ganz genau. Im ersten Moment erinnerte das Mädchen mich zwar an jemanden, den ich in meiner eigenen Schulzeit einmal gesehen habe, aber das ist völlig unmöglich. Dieser Jemand war ein Geist, der mir einmal in einem Mädchenklo begegnet ist. Sie wurde die Maulende Myrte genannt. Aber das Mädchen dort sieht mir recht lebendig aus."

„Ich verstehe es ebenfalls nicht. Daher hatte ich gehofft, dass sie mit ihrer Erfahrung möglicher Weise eine Idee hätten, was passiert ist.“ Minerva klang keineswegs aufgeregt, sondern versuchte alles ruhig und möglichst sachlich anzugehen. Die verschob zwei Stühle per Zauber vor den Schreibtisch und deutete Myrte an, sich zu setzen, so wie es Minerva nun selbst tat.

„Ich war eben auf meinem allabendlichen Spaziergang, als mir Myrte begegnete. Ihr vollständiger Name ist Myrte Mandeville und sie wurde fünf Jahre nach mir eingeschult und in ihrem dritten Schuljahr von einem Basilisk in der Mädchentoilette getötet, in der sie sich seither als Geist hauptsächlich aufhielt“, bestätigte sie nun die Vermutung der Kollegin, ohne das Mädchen mit dem lästigen Spitznamen zu benennen.

„Wenn ich das richtig verstanden habe, war sie eben „plötzlich“ wieder dort und hatte ihren menschlichen Körper wieder. Ich würde sie gerne in den Krankenflügel bringen, damit man sich dort um sie kümmert. Da ihr Büro jedoch recht nahe lag, hielt ich es für sinnvoll, sie zuerst zu informieren und um ihren Rat zu bitten. Mir ist bisher nicht bekannt, wie ein Geist wieder zu einem Menschen werden kann. Natürlich lassen wir das im Krankenflügel nochmal überprüfen. Doch ich fürchte dahinter muss schwarze Magie stecken – und diese ist nun einmal ihr Fachgebiet, werte Kollegin.“

Minerva wand sich nochmal kurz an Myrte. „Gibt es noch etwas, das ihnen zu dieser Situation einfällt? Können sie beschreiben, was sie fühlten?“ Nun bemerkte Minerva zum ersten Mal, dass das Mädchen leicht zitterte. „Ist dir nicht gut? Du scheinst zu frieren?“ Sie legte kurz ihre Hand auf Myrtes Stirn, um das Kind auf Fieber zu überprüfen.

Chantals Augen wurden immer größer, als Minerva bestätigte, dass es sich bei dem Mädchen tatsächlich um Myrte handelte. Um eine sehr lebendige Myrte. Minerva McGonagall hatte also das Mädchen noch als Lebende gekannt. Klar, die erste Öffnung der Kammer des Schreckens musste in Minervas Schulzeit gewesen sein. Chantals Vater hatte zu dieser Zeit die Schule schon verlassen und befand sich in der Aurorenausbildung. er hatte lediglich Gerüchte mitbekommen, die seinerzeit im Ministerium kursiert waren.

Sie überlegte. "Ein solcher Zauber kann nur schwarzmagischen Ursprungs sein", erwiderte sie. "Natürlich gehört das Studium der Dunklen Künste zur Aurorenausbildung. Jedenfalls die Theorie, da wir Schwarze Magie erkennen und Gegenmaßnahmen, sofern welche bekannt sind, ergreifen müssen. In der Praxis wenden wir die Dunklen Künste selbstverständlich nicht an. Aber mir ist kein Zauber bekannt, der Tote wieder lebendig macht. Und damit meine ich wirklich lebendig. Mir ist natürlich bekannt, dass es einem Schwarzmagier möglich ist, Tote zu einem Skavendasein zu erwecken. Aber das sind Inferi, das ist etwas völlig anderes." Chantal verzog ihr Gesicht vor Abscheu. Sie erinnerte sich, dass Voldemort diese wandelnden Leichen, denn nichts anderes waren Inferi, beschworen hatte, und das war in Chantals Augen schon Blasphemie genug. "Uns hat man beigebracht, Tote so wiederzuerwecken, dass sie wirklich wieder als die Menschen zurückkommen, die sie vor ihrem Tod gewesen sind, wäre völlig unmöglich. Das konnte nicht einmal der Wiedererweckungsstein. Was Harry damals erweckt hat, waren ja auch nicht seine lebenden Eltern und Freunde, sondern, hm, wie soll man das beschreiben, eine Art Schatten von ihnen, die auch nur er sehen und hören konnte."

Nachdenklich sah Chantal das Mädchen an. "Ja, sie in den Krankenflügel zu bringen, ist keine schlechte Idee", sagte sie. "Obwohl ich schätze, dass unserer Heilerin auch noch kein solcher Fall bekannt sein dürfte. Ich glaube übrigens nicht, dass Myrte fiebert. Sie scheint eher zu frieren. Einen Moment." Sie ging zu ihrem Schrank und holte einen warmen Umhang heraus. Den legte sie Myrte um. "Besser so?" fragte sie dann. "Und wie fühlst du dich sonst?" Das war angesichts dieser Situation natürlich eine dumme Frage. Sehr wohl konnte Myrte sich kaum fühlen, da sie sich nach über 70 Jahren als Geist daran gewöhnen musste, wieder einen Körper zu haben, mit dem sie Einschränkungen unterworfen war, die Geister nicht hatten.



Sandie war derweil aus ihrem Schlaf erwacht. Verwundert blickte sie auf die beiden Personen, die gerade das Büro ihres Frauchens betreten hatte. Die eine Person kannte sie sehr gut. Sandie mochte sie und befand sie für wert, ihr um die Beine zu streichen und dabei zu schnurren. Dann wandte sie sich dem Mädchen zu. Irgendwie kam das Mädchen Sandie auch bekannt vor. Vor zwei Jahren war die Katze einmal von zwei Slytherins in das Klo der Maulenden Myrte eingesperrt worden. Sie hatte dort stundenlang aushalten müssen, bis ein anderer vorbeikommender Schüler ihr klägliches Miauen gehört hatte und sie hinausließ. Patschnass war Sandie damals gewesen, denn Myrte hatte die Katze nassgespritzt, wütend weil diese einfach durch Myrte hindurchgelaufen war. Sandie wollte, nachdem sie Minerva begrüßt hatte, den Weg zu ihrem Frauchen abkürzen, indem sie wieder durch das Mädchen hindurchlief. Aber dann stieß sie an ein Hindernis. Was war denn das? Dieses komische Mädchen war ja plötzlich fest! Und auch nicht mehr durchsichtig! Und sie hatte jetzt auch einen Geruch an sich, wie andere Menschen! Das hatte sie bei der damaligen Begegnung auch noch nicht gehabt! Verwirrt ging Sandie an Myrte vorbei zu ihrem Frauchen und sprang ihr auf den Schoß.

Myrte zupfte ein wenig desorientiert an dem Umhang, welchen die Professorin ihr umgehängt hatte. Es fühlte sich seltsam an, wieder solide zu sein. Auf einmal behandelten sie alle wieder wie ein Mensch, wie eine junge Schülerin und nicht mehr wie einen Geist. Es war das erste, was Myrte an ihrem neuen alten Zustand mochte. "Kalt", sagte Myrte schließlich, nachdem die Fragen der beiden Professorinen eindeutig an sie gerichtet und nicht über ihren Kopf hinweg gestellt wurden. "Mir ist sehr kalt und ich fühle mich...fest an."

Sie seufzte und schob in einem Impuls, den sie fast vergessen hatte, ihre schwere Brille auf der Nase zurecht. "Ich kann mir das auch nicht genau erklären", versuchte sie dann auf Professor McGonagalls Frage zu antworten. "Im einen Moment war ich noch im Bad der Vertrauensschüler und ein ganz normaler Geist und im nächsten Moment war ich wieder in den Mädchentoiletten und körperlich. Dazwischen war gar nichts. In einem Moment war es das eine und im nächsten das andere. Ich habe keine Ahnung, wie es genau passieren konnte." Sie zog den Umhang mit einer kläglichen Miene fester um sich.

Minerva hatte ebenfalls gefühlt, dass die Stirn des Mädchens kalt war – sehr kalt! Doch Chantal kam ihr zuvor und gab Myrte den Umhang. Dann erklärte Myrte nochmals, was aus ihrer Sicht geschehen war.
„Dann haben wir jetzt zwei Dinge zu erledigen: Zum einen gehören sie auf die Krankenstation. Dort wird es sicher einen Aufwärmtrank geben. Zum anderen müssen wir das wohl melden. Nur wem?“ Sie sah Chantal an und da fielen ihr wieder die Gedanken ein, die Minerva kurz vor Myrtes Auftauchen gehabt hatte.

„Professor Longbottom erwähnte ein Treffen von ehemaligen Schulfreunden, das heute bei Harry Potter stattfinden sollte. Da er noch nicht zurück ist, vermute ich, das diese Treffen noch läuft. Somit wissen wir, wo sich die wichtigsten unserer Auroren zusammen mit ihrem Chef befinden. Mir wäre es lieber, das direkt zu erledigen und nicht erst im Ministerium vorzusprechen. Würden sie mir bei diesen Dingen eventuell helfen? Wir könnten die beiden Aufgaben teilen“ schlug Minerva ihrer Kollegin vor. Sie hätte als Schulleiterin sicher auch einfach bestimmen können, dass Chantal hilft und was sie zu erledigen hätte. Doch Minerva war sich selbst nicht sicher, was sie eigentlich wollte. Sie wäre zu gerne zu Harry geflohpudert und hätte all die vertrauten Gesichter wiedergesehen, doch sie wurde nicht jünger und machte sich zudem Sorgen um das Kind, für das sie sich verantwortlich fühlte. Daher würde sie Myrte ebenso gerne in den Krankenflügel begleiten. Dadurch, dass sie an Chantal nur eine Bitte richtete, überließ sie es der jüngeren Kollegin, die Wahl zu treffen.

OOC: @Chantal: Mir ist es egal, wie dein Chara entscheidet, such dir was aus.^^

Chantal überlegte nur kurz. "Gehen Sie nur mit Mýrte in den Krankenflügel", entschied sie. "Ich werde dann zu Harry Potter flohen und ihm berichten, was hier passiert ist. Vielleicht hat er eine Erklärung dafür. Oder er weiß, wer wohl in der Lage wäre, einen solchen Zauber zu wirken. Außerdem würde es mich interessieren, ob etwas von weiteren solchen Fällen gemeldet worden ist." Sie schob Sandie von ihrem Schoß. Die Katze trollte sich beleidigt in ihren Korb und warf im Vorübergehen noch einen Blick auf dieses seltsame Mädchen. "Vorhin sprachen wir noch davon, wie ruhig das Leben in den letzten Jahren geworden ist. Aber, wer weiß, vielleicht ist es bald vorbei mit der Ruhe."

Zustimmend nickte Minerva. Professor Salter würde schon die richtigen Worte finden, wenn sie versuchte das ganze Harry Potter zu erklären. Dessen war sich Minerva gewiss. Sie stand auf und deutete Myrte an, es ihr gleich zu tun. „Wir gehen besser dann mal besser los. Mach dir keine Sorgen, wir finden schon noch raus, was passiert ist und kümmern uns um dich“ versuchte sie das Kind zu beruhigen.

„Kommen sie am besten mit den Auroren, die sich der Sache annehmen, gleich in den Krankensaal“, sagte sie noch zu Chantal, bevor Minerva die Tür öffnete und mit dem zittrigen, verunsicherten Wesen an der Hand auf den Korridor trat.

Nach: Krankenflügel +[Myrte]

OOC: Lasst uns mal sehen, dass wir den Abend zügig rum bekommen. Am besten schläft Myrte ein, bevor Harry und Co. Da auftauchen. Dann kann die Zeit an allen Orten endlich auf Montag stehen. So können wieder alle besser im Spiel mitmachen.

Chantal bestätigte noch: "Ja, das ist bwohl das beste." Einen Augenblick sah sie Minérva und der noch immer sehr verunsicherten Myrte nach. so ganz fasste sie noch immer nicht, was geschehen war. schließlich hatte sie noch nie erlebt, dass ein Geist plötzlich lebendig wurde. Dann ging sie zu dem Kamin in ihrem Büro und flohte zu Harrys Haus.

tbc. Godric´s Hollow, Kettlebarn Street 7