Eine Waldlichtung

Eine in einen Umhang gehüllte Gestalt

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Zögernd betrat die Gestalt die Lichtung. Wohl jedes magische Geschöpf spürte die alte Magie, die sich hier sammelte, und betrachtete sie mit Ehrfurcht. Auch das Wesen, das sich nun in die Mitte der Lichtung begab, war davon erfüllt und zögerte einen Moment über das geplante Vorhaben. Doch nun gab es kein Zurück mehr. Alle Zutaten waren besorgt und dieser Ort schien am passendsten für das Ritual.

Der Umhang wehte leicht im Abendwind, als die darin eingehüllte Gestalt damit begann, Kerzen aufzustellen und in einer kleinen Schale Kräuter zu verbrennen. Es waren vor allem einfacher Beifuß und Weihrauch zur Säuberung der Luft. Die Figur schritt die Lichtung ab und platzierte die Kerzen sorgfältig entlang eines nur für sie sichtbaren Musters. Dann erhob sich das Wesen, nachdem die letzte Kerze stand und trat wieder in die Mitte der Lichtung, auf der es einen kleinen Beutel zurückgelassen hatte.

Jetzt wurde der Beutel geöffnet, doch bevor die Person die Dinge herauszog, welche sie noch benötigte, schaute sie sich in alle Richtungen um und lauschte in den umgebenden Wald hinein. Niemand durfte sie entdecken oder gar stören. Sicher darüber, dass kein denkendes Wesen in der Nähe war, begann die Gestalt damit, ihr Werk zu vollenden.

Auf einem Zeremonienteppich, der in das Gras gelegt wurde, breitete die Gestalt drei Dinge aus: Einen Stoff, der kaum sichtbar war und so leicht, dass seine Oberfläche durch den sachten Wind beständig hin und her wogte. Dann einen Zauberstab und einen winzigen Stein, der einstmals in einen Ring eingefasst war. Diese drei Dinge an sich bargen so viel Macht in sich, dass der Person ein Schauder über den Rücken lief, als sie alles vor sich liegen sah.

Zuletzt holte die Gestalt noch eine Pergamentrolle hervor. Dies war nicht die erste Rolle, auf der der Zauber vermerkt worden war, den es nun auszusprechen galt. Doch bei aller Kühnheit, die das Vorhaben verlangte, bei aller Missachtung von magischen Gesetzten, soviel Anstand besaß diese Person noch, als dass sie nicht die zusammengeschriebenen und wieder durchgestrichenen Notizen benutzen würde, die sie oder ihr Vorgänger, im Bestreben dieser Sache, seit Beginn des Planes notiert hatte. Nein, der Zauberspruch stand nun vollständig in einer Schrift, so schön die Person sie hinbekommen hatte, auf einem frischen Pergament notiert.

Die Gestalt zitterte leicht, als sie die Rolle öffnete und daran ging den Zauber auszusprechen, um das Ritual abzuschließen. Jedoch hätte ein außenstehender das Zittern ebenso wenig wahrnehmen können, wie das Gesicht der Person oder deren Geschlecht oder Wesenszugehörigkeit. Mit Sicherheit war es ein magisches Wesen und die Gestalt erinnerte an einen kleinen bis mittelgroßen Menschen. Darauf bedacht, das Ritual so perfekt wie nur möglich zu vollenden, schwenkte die Person nun einige andere Kräuter in einem kleinen Kessel, der dem Muster der Kerzen folgte. Die Beschaffung dieser Kräuter hatte sich als fast ebenso schwierig erwiesen, wie die Organisation der drei magischen Objekte, die auf dem Zeremonienteppich ruhten.

Dann war es vollbracht. Das letzte Wort gesagt, der letzte Rauch der Kräuter verzog sich im lauen Abendwind und die Kerzen erloschen nach und nach. Zurück blieb die Gestalt, die unter der tiefgezogenen Kapuze auf etwas zu warten schien. Noch sehr lange wartet die Person darauf, dass etwas passierte. Stunden später entscheid sie, dass mal wieder irgendetwas schief gegangen sein musste oder sie am falschen Ort wartete oder der Zauber einfach nicht funktionieren sollte. Frustriert und sicher darüber, dass dies der mächtigste Zauber und die mächtigsten Zutaten waren, die die Person aufbringen konnte, packte sie hastig alles ein und verließ im Schutz der tiefen Nacht, die kleine Lichtung, die nun wieder unberührt im Wald lag.