Old Treasures

Lulu betrat das Obergeschoss nachdem sie kurz angeklopft hatte. Sie nickte den Beiden Männern zu, denen sie in den letzten Wochen einige neue Kleidungsstücke besorgt hatte. "Mr. 'White wird vielleicht heute auch noch kommen, so es ihm den möglich ist. Unsere Hauselfe sollte bald mit dem Essen hier sein. Ich weiß leider nicht genau, wie oft ich in den nächsten Tagen vorbeikommen kann, ohne dass es auffällt. Schließlich ist Weihnachten und meine Familie erwartet mich daheim. Ich werde dafür sorgen, dass sie beide genug zu Essen haben werden, für den Fall, dass ich es nicht zwischendurch schaffe. Wir wollen ja schließlich nicht, dass jemand Verdacht schöpft", meinte sie und ließ sich in einen Sessel fallen.

In den zehn Tagen, die Evan und Antony in dem Versteck über dem Antiquitätenladen verbracht hatten, erfuhren die beiden nach und nach, was sich in den ganzen Jahren seit ihrem Tod getan hatte. Schließlich war es wichtig, über alles Bescheid zu wissen, denn irgendwann einmal würden sie sich, wenn man ihnen erst eine Unterkunft und neue Identitäten verschafft hatte, auch wieder draußen bwewegen müssen. Schließlich konnten sie sich nicht auf die Dauer verstecken. Und das wollten sie auch gar nicht. Um es mal deutlicher auszudrücken, Evan langweilte sich auf die Dauer, nachdem er sich erst von den Nachwirkungen des Todes und der Wieererweckung erholt hatte.Zwar wurden ihnen Bücher und Zeitungen gebracht, wodurch sie sich auch über das Weltgeschehen informieren konnten und mussten, aber Evan war nie ein Freund vom Lesen gewesen und hatte schon in der Schulzeit nur dann die Nase in ein Buch gesteckt, wenn es sein musste.

Als Miss Cimarron zu ihnen hinaufkam, erklärte sie ihnen, dass sie die beiden möglicherweise für ein paar Tage alleine lassen musste. Evan war darüber gar nicht begeistert, denn das würde noch mehr Langeweile bedeuten. Seinen Unmut konnte man ohne weiteres von seinem Gesicht ablesen. Aber schließlich zuckte er mit den Schultern. "Na ja, es ist nicht zu ändern", sagte er. "Schließlich dürfen wir ja nicht auffallen. Gibt es schon irgendwelche Neuigkeiten?"

Im selben Moment, als Ludmilla antworten wollte, flog eine Eule in den Raum und überbrachte eine Notiz. Ludmilla las sie und reichte sie dann ihren beiden Gästen.

Musste aus beruflichen Gründen das Land für geraume Zeit verlassen und kann daher leider nicht mehr an unseren Treffen teilnehmen. Melde mich, sobald ich von der Reise zurückgekehrt bin.

Mr. White

PS: An ER und AW: Ich hoffe, dass ich in dieser Zeit nichts über sie oder ihre Tätigkeiten zugetragen bekomme!

Ein wenig musste Ludmilla grinsen, als sie das unterstrichene 'nichts' im PostScript sah. Offenbar machte sich 'Mr. White' Sorgen, dass ihr beiden Gäste entdeckt werden könnten - und zwar aufgrund deren eigener Verhaltensweise.

Sie wartete noch, bis die Beiden die wenigen Zeilen gelesen hatten, dann antwortet sie endlich auf die Fragen, die vor der Nachricht aufgekommen waren. "Ich habe eine Liste mit den Namen derer, die laut dem Ministerium zurückgekehrt sind oder noch zurückkommen werden. Das Ministerium scheint wirklich davon auszugehen, dass nur,.... nun, das, was sie 'gute Menschen' nennen, von diesem Zauber betroffen ist. Das bedeutet, dass sie Beide am besten überlegen, wer noch von ihrer Gruppe damals umgekommen ist. Logischer Weise vor ihnen, die danach können sie selber wohl kaum wissen. Schade, dass Mr. White nicht greifbar ist. Er hätte sicher einige Namen nennen können, die nach ihnen auf die Liste gehören würde. Das heißt, vorerst werde ich versuchen, die Namen mit meinem Schulwissen zu ergänzen." Sie legte ein Geschichtsbuch auf den Tisch.

Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort. "Des weiteren werde ich versuchen andere Personen aufzutreiben, die eben dieses Wissen haben könnten. Doch das wird nicht leicht sein. Auf jeden Fall sollten wir nicht zu zusehen, dass sie Beide keine Aufmerksamkeit erzeugen - wir müssen verhindern, dass andere Zurückkehrende dies tun. Wir müssten also Returner ihrer Gruppierung abfangen und an sichere Orte bringen."
Sie schloss ihre Rede und wartet auf Fragen und Bemerkungen zu dem Gesagten. Denn wenn Ludmilla etwas tat, dann immer so effektiv wie nur möglich.

Evan überlegte kurz, dann schüttelte er den Kopf. "Mir fällt niemand ein, den es noch vor uns erwischt hat. Praktisch immer wurden wir rechtzeitig gewarnt, wenn Auroren unterwegs waren. Schließlich hatten wir unsere Leute im Ministerium, so wie Rookwood beispielsweise. Mein Vater ist eines natürlichen Todes gestorben, er wird also nicht zurückkehren." Er schaute sich die Liste an mit den Personen, die schon zurückgekommen waren und mit denen noch gerechnet wurde. Sehr schnell fiel sein Blick auf einen bekannten namen. "Regulus Black? Und er wurde offenbar erwartet. Das heißt also, dass er zum Verräter geworden ist. Nun, es war eigentlich zu erwarten, bei diesem Weichei. Und das schwarze Luder, diese Meadowes ist auch wieder da. Severus Snape? Er wird zurückerwartet? Das hätte ich nicht erwartet. Also ist auch er zum Verräter geworden. Das wird den Dunklen Lord natürlich besonders interessieren, wenn er zurückkommt. Hm, jetzt wäre es natürlich interessant zu wissen, wer nach uns noch gefallen ist und wer nicht. Ich werde Ihnen dann jetzt die Namen aufzählen, die mir einfallen, dann können Sie sicher herausfinden, wer von denen gefallen ist und wer noch leben könnte."

Er überlegte einen Augenblick, bevor er dann begann, Namen aufzuzählen: "Rookwood. Yaxley. Mulciber. Die Lestranges. Dolohow. Karkaroff. Selwyn. Gibbon. Rowle. Jugson. Avery. McNair. Nott. Crabbe. Goyle. Amycus und Alecto Carrow. Und Greyback." Bei dem letzten Namen verzog sich das Gesicht des Todessers vor Abscheu. Auch wenn der werwolf ein recht nützliches Werkzeug für den Dunklen Lord gewesen war, hieß das noch lange nicht, dass er beliebt gewesen war. Evan zumindest hatte Greyback stets verabscheut.

"Schau mal hier" meinte Anthony fies grinsend und deutete auf einen der Namen. "Karkaroff? Ich dachte, der wäre auf unserer Seite, genau wie Snape. Ich meine das Pettigrew da steht wundert mich wirklich nicht. Diese feige Ratte verrät doch alles und jeden um ihr Fell zu schützen, aber die beiden?" Er schüttelte ein wenig enttäuscht den Kopf. Wütend, dass die anderen sie wohl verraten haben und noch mehr darauf wütend, dass er sich hatte täuschen lassen. Aber wenn sie wieder lebendig wurden, dann bekäme er schon eine Gelegenheit, sich an denen zu rächen, dass nahm sich Tony fest vor.

Doch jetzt würde es nicht drüber sprechen. Diese Miss Cimarron schien ihm zu vernünftig. Ob sich Rod zu so etwas überreden ließ? Nun, er war auch nicht mehr der alte. Er schien bequem und faul geworden zu sein. Evan würde es bestimmt davon überzeugen können, wenn die Zeit kam. Zuerst mussten sie diese neue verrückte Welt besser kennen lernen. Rache war süß, doch so naiv, gleich dafür nach Askaban zu gehen, war Anthony auch nicht. Statt dessen lenkte er direkt wieder vom Thema ab.

"Wie wäre es denn", begann er vorzuschlagen, "wenn wir uns einfach mal ein wenig in der Gegend umsehen? Also nicht zu nahe an Hogsmeade. Hier könnten uns einige der älteren Bürger erkennen. So im größeren Umkreis? Vielleicht finden wir ein nettes leerstehendes Haus oder so was? Bei dem Wetter und während den ganzen Feiertagen, sind bestimmt nicht viele Leute unterwegs. Und wenn welche auf den Straßen sind, dann haben sie anderes in Gedanken, als sich die Leute näher anzusehen, die ihnen begegnen. Ich weiß," warf er gleich ein, "wir sollen nicht auffallen. Aber das werden wir schon nicht, wenn wir vorsichtig sind. Ich, für meinen Teil, würde mir zumindest gerne mal wieder die Beine vertreten. Und wenn wir dabei zufällig eine neue Bleibe finden,.... Sie hätten nicht zufällig ein paar Besen übrig, Miss Cimarron?"

Misstrauisch hob Lulu eine Augenbraue. Doch was sollte es sie kümmern, wenn die Beiden irgendwo anders auffielen. So lange man sie nicht damit in Verbindung brachte. "Ich habe ein paar alte Besen, die noch flugtauglich sind" bestätigte sie. "Wenn ich runter gehe, dann stelle ich sie an die Treppe." Vielleicht wäre es wirklich nicht schlecht, wenn die beiden Männer endlich eine andere Bleibe finden würden. Sie schaute auf die Halskette die sie trug und an der eine Uhr hing. "Leider muss ich jetzt los. Meine Eltern würden sich bestimmt wundern, wenn ich noch später nach Hause käme. Immerhin ist Weihnachten. Sein sie bitte vorsichtig, wenn sie da draußen sind. Es gibt bestimmt einige Dinge, die ihnen fremd sind", mahnte sich, bevor sie zur Tür ging und das Haus verließ. Natürlich nicht, ohne die Besen wie versprochen auf die Treppe zu stellen.


OOC: Lulu parkt hier, ist theoretisch aber zuhause.

Nachdem die Ladenbesitzerin gegangen war, grinste Anthony wieder von einem Ohr zum anderen. "Komm schon, lass diese blöden Bücher und Listen. Lass uns etwas Spaß haben! Ein kleiner Rundflug, nicht zu nah ans Schloss, aber über die Wälder, vielleicht sogar hinab bis an die Küste?"
Die Begeisterung sprach aus seiner Stimme. Er hörte sich dabei fast an, wie ein kleines Kind, dass um ein Spielzeug bettelte. "Und am Schluss suchen wir uns ein nettes Pub, wo wir ein paar Gläschen heben können. Miss Cimarron ist nicht eben Vorbildlich, was das Verschließen ihrer Kasse angeht." Er zwinkerte Evan zu und hielt ihm seine Hand hin, auf der einige Geldstücke lagen, die offenbar jetzt hier als Währung galten.

Auch Evan war von einem netten kleinen Rachefeldzug durchaus angetan. Dieser Karkaroff sollte schon merken, was er davon gehabt hatte, zum Verräter zu werden. Evan stellte sich das so richtig schön vor, wie er und Antony, und vielleicht auch noch ein paar andere, die noch zu ihnen stoßen würden, mit Karkaroff erst einmal ein Weilchen spielen würden, bis dieser dreckige Verräter irgendwann darum betteln würde, wieder sterben zu dürfen.

Natürlich ließ sich der Todesser vor Miss Cimarron nichts von seinen Rachegedanken anmerken. Aber die Aussicht auf einen Ausflug, die gefiel ihm sehr gut. "Eine gute Idee, so ein kleiner Ausflug, bei dem man mal etwas anderes zu sehen bekommt", stimmte er also zu. "Und wenn wir nebenher ein neues Zuhause finden, dann ist es um so besser."

Als Miss Cimarron kurz darauf ging und Antony ihm zeigte, was er aus der Ladenkasse entwendet hatte, wurde Evans Grinsen noch um einiges niederträchtiger. "So sieht es also mit deiner Dankbarkeit unserer lieben Gastgeberin gegenüber aus", sagte er. "Aber ein Besuch in einem Pub ist keine schlechte Idee."

Tony wartete noch darauf, das Zuschlagen der Tür zu hören, als Ludmilla das Haus verließ. Sie hatte die komische Angewohnheit immer hinter das Haus zu gehen und von da zu Apparieren. Vermutlich wurde sie so nicht so schmutzig, wie beim Flohpudern.

"Worauf warten wir dann noch!" Sagte Tony entschieden und stand auf. Er brauchte sich nicht nach Evan umzusehen, denn er wusste genau, dass ihm sein Freund folgen würde.
Die Besen standen unten an der Treppe und Tony begutachtete sie genaustens. Die 'alten' Modelle waren einige Jahre neuer, als der letzte Besen auf dem Tony gesessen hatte und er freute sich schon darauf, mal ein schnelleres Modell zu fliegen. Er verließ mit einem Besen das Haus, den anderen würde sich Evan schon nehmen. Im Hinterhof stieg er vorsichtig auf und schwebte kurz über dem Boden, bevor er sich ab stieß. "Los geht's!" rief er zu seinem Freund, der dabei war, es ihm gleich zu tun.

Nach: England :: Sonstige Orte :: Ruine des Nonnenklosters auf der Insel Iona +[Evan]